Wird die Beurteilung in der Milchproduktion bezüglich ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien gemacht, dann sind bekannterweise Kühe mit sehr hohen Leistungen an der Spitze. Es wird sich zeigen, ob solche Ueberlegungen in Zukunft in den Hintergrund geraten oder ob sie aktueller denn je werden.
Eiweiss vom Grünland im Ueberfluss
Die Schweiz ist ein Grasland und als solches produziert sie auf den vorhandenen Flächen beste Erträge bei Grün- und bei Konservierungsfutter. Die vielen (Alp-)Weiden sorgen für die reichhaltige Eiweissversorgung während der ganzen Grünsaison.Die Schweiz ist ein Grasland und als solches produziert sie auf den vorhandenen Flächen beste Erträge bei Grün- und bei Konservierungsfutter. Die vielen (Alp-)Weiden sorgen für die reichhaltige Eiweissversorgung während der ganzen Grünsaison.
Im Mittelland – dem eigentlichen Futterbaugebiet der Schweiz – sollen die Erträge die Ganzjahres-Stallhaltung sicherstellen und bei der Energie wie auch beim Eiweiss hohe Lager für den Winter anlegen lassen.
Diese Zusammenstellung, die vor kurzem an einer Fachtagung in Gränichen gezeigt wurde, zeigt die unterschiedlichen Futterpflanzen-Produktionspotentiale beim Protein und Energie.
Verwertbarkeit des Ackerproteins thermisch verbessert
In erster Linie ist dank den Wiesen und Weiden für die Wiederkäuer die Eiweissversorgung – sieht man vom Leistungsniveau ab – sichergestellt. Die auf dem Acker produzierten Rohstoffe wie Soja, Lupinen, Ackerbohnen und Eiweisserbsen zeigen unterschiedliche Rohproteinerträge mit einem klaren Sieger, der Soja. Hier gilt es nebst dem Ertrag immer auch den Vorfruchtwert dieser Ackerfrüchte zu betrachten.
Die Verhältnisse in den einzelnen Glasbehältern zeigen die Unterschiede beim Rohproteinertrag der einzelnen Ackerfrüchte.
Je länger je mehr geht es bei den Eiweissträgern (Soja, Lupinen, Ackerbohnen, Erbsen) vom Acker darum, eine hohe Verdaulichkeit oder Verwertbarkeit zu erzielen. Dieses Ziel ist auch erreichbar, wenn beispielsweise durch einen Langzeitkonditionierer mit Temperaturen von 100 Grad Celsius und einer 40minütigen Behandlungszeit eine hohe Lysin-Verdaulichkeit und Proteinlöslichkeit bei Soja herausschaut.
Beim Toastprozess wie ihn die Weinlandmühle der Firma Glanzmann AG, Trüllikon, anwendet, sind die positiven Effekte der hergestellten Produkte auf die Tierernährung nicht wegzudenken. Er verändert die Aussenmerkmale und den eigentlichen Protein- und Stärkeinhalt. Vielmehr ist aber die Rede von der Einwirkung auf die antinutritiven Inhaltsstoffe und die Reduzierung der pathogenen Keime. Die Hitzeeinwirkung schädigt das Eiweiss nicht; im Gegenteil sie verbessert die Abbaubarkeit. In einem Versuch aus dem Jahre 2003 konnte gar die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Behandlung eine effizientere Nutzung des Stickstoffs bewirkt und die Rentabilität der Milchproduktion verbessert wurde. (Quelle: Effekte einer hydrothermischen Behandlung von Lupinen auf die Eiweißversorgung der Milchkuh M. Pries, A. Hauswald, Landwirtschaftskammer NRW, Nevinghoff 40, D-48417 Münster).
Und übrigens publizierte erst im Mai 2018 Wolfgang Preissinger vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft einen Versuch, bei dem Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen in Einsatzhöhen von 10 Prozent in der Ration keine negativen Auswirkungen auf Leistungen zeigten. Gegenüber einer Kontrollration mit Soja ist beim Einsatz von Erbsen und Ackerbohnen jedoch eine Aminosäurenergänzung mit Methionin und Threonin anzustreben.
Dem «Toasten» zugeschrieben
Ein Röstaroma führt dazu, dass jeder glaubt, die bearbeitete Rohstoffkomponente habe sich in der Akzeptanz der Tiere um Welten verbessert. Nicht selten stellen Milchviehhalter die Behauptung auf, dass so gefütterte Kühe bei besserer Gesundheit und Fruchtbarkeit sind und dies über eine längere Nutzungsdauer zeigen.
Verschiedene antinutritive Nährstoffe können zum grössten Teil entweder inaktiviert werden (Trypsin, Lectine) oder reduziert werden (Tannine). Die Ureaseaktivität, welche Harnstoff in Ammoniak spaltet, dient zur Erfassung dieser Inhibitoren; beispielsweise enthält die Sojabohne 25 mg pro Gramm; wird sie optimal getoastet, liegt dieser Wert unter zwei Milligramm pro Gramm.
Dem Toasten werden im Verdauungstrakt der Wiederkäuer ebenfalls zwei wichtige Fakten zugeschrieben: Einerseits wird der Pansen weniger mit Rohprotein überflutet und andererseits wird er dadurch auch weniger übersäuert.
Bei den Einsatzmengen für die Monogastrier ist keine Schädigung des Eiweisses zu erwarten; im Gegenteil die Verdaulichkeit des Rohproteins und der Aminosäuren nimmt durch die Behandlung um zwei bis vier Prozent zu. (Quelle: Thermische Aufbereitung von Körnerleguminosen von Ulrich Abraham Börde Kraftkorn Service)
Erst die Hitzebehandlung («Toast-Effekt») macht aus der Soja einen hervorragenden Proteinträger.
In die Schweiz werden gegen 280 000 Tonnen Soja importiert; hier nur wenig substituieren zu wollen ist bei Mengen wie bei den Erbsen von 14118 Tonnen und bei den Sojabohnen von 5642 Tonnen zwar wünschenswert, aber kaum möglich. Eines ist aber sicher, es gilt, nachhaltig damit umzugehen und vorhandenen Rohstoffe bestmöglich einzusetzen. Dies gilt in Zukunft noch mehr…